
10.
August 2007
FIugfirma: Keine Retourkutsche für
Reduktion der Abfangäger-Stückzahl
Eurofighter GmbH kürzt
Gegengeschäfte:
Streit in der Koalition flammt
erneut auf
Wien. (d.k.) ‑ ,Das ist keine Retourkutsche, sondern
steht im Vertrag", versicherte der Eurofighter-Sprecher
Hoeveler. Verteidigungsminister Darabos hat die
Abfangjäger-Kosten um 400 Millionen gedrückt. Im Gegenzug
werden jetzt die Kompensationsgeschäfte reduziert.
Ausschlaggebend für die Hohe der
Gegengeschäfte ist der Grundvertrag. Und der bezieht sich
auf die Stuckzahl der Eurofighter und die wurde von 18 auf
15 reduziert. Laut Vertrag machen die Kompensationsgeschäfte
200 Prozent des Kaufpreises aus.
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Foto: Bundesheer |
Norbert Darabos wusste von Anfang an, wie
sich sein Kuhhandel auswirkt", kritisierte ÖVP‑General
Hannes Missethon. "Der Deal, den der Minister im Alleingang
abgeschlossen hat, erweist sich immer mehr als Flop."
„Unsinn", kontert man im Verteidigungsministerium.
„Die Kompensationsgeschäfte haben bei den Verhandlungen zwischen
Darabos und der Eurofighter GmbH keine Rolle gespielt. Und zwar
deshalb, weil Wirtschaftsminister Bartenstein die Unterlagen dafür
nicht offengelegt hat."
Anmerkung vom Webmaster:
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Fehlen
der Wirtschaft jetzt Aufträge im Wert von 800
Millionen Euro (200%)?
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Bekommen
die Luftstreitkräfte die eingesparten 400 Millionen Euro
oder darf das Militär seine Geldmitteln wieder einem
anderen Ressort spenden?
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11.08.2007
Verteidigungsminister in der Defensive
Studie warnt: 98 Millionen Steuerentfall bei weniger
Eurofighter-Gegengeschäften
Eine halbe Stunde: Diese Zeit benötigte der Standard für etwas, das Norbert
Darabos angeblich monatelang nicht schaffte. Der Verteidigungsminister
behauptet, den Eurofighter-Gegengeschäftsvertrag nicht gekannt zu haben, weil
ihm das Dokument niemand aushändigte. Resultat des Selbstversuchs: Ein Anruf
genügte, um die relevante Passage des Papiers aufzutreiben.
Mit seiner Unwissenheit verteidigt sich Darabos im jüngsten Wickel um die
Eurofighter. In einem Briefwechsel zwischen Wirtschaftsminister Martin
Bartenstein (ÖVP) und Eurofighter-Boss Aloysius Rauen wurde publik, dass mit dem
vom Verteidigungsminister heruntergehandelten Kaufpreis für die Flieger auch das
Volumen der Gegengeschäfte schrumpft.
Tatsächlich hält die Vereinbarung fest: „Änderungen bzw. Ergänzungen des (...)
Kaufvertrages (Aufstockung oder Minderung des Lieferumfanges) bewirken eine
automatische Anpassung der Kompensationsverpflichtung im äquivalenten Ausmaß.“
Koalitionspartner, Wirtschaftsvertreter und Opposition greifen den
Verteidigungsminister nun an. „Darabos hat bewusst tausende Jobs aufs Spiel
gesetzt“, schimpft ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon, die
Industriellenvereinigung beklagt „eine verlorene Chance für den
Hochtechnologiestandort Österreich“.
Eine Studie des Linzer Volkswirtschaftlers Friedrich Schneider bestärkt die
Kritiker. Reduziere sich der Umfang der Gegengeschäfte um 400 Euro Millionen,
gingen dem Staat 98 Millionen Euro an Steuereinnahmen durch die Lappen.
Ursprünglich verpflichtete sich Eurofighter, Kompensationsgeschäfte in Höhe von
vier Milliarden anzubahnen, verbucht wurde bisher ein Volumen von knapp 890
Millionen.
Kein wirtschaftlicher Schaden
„Entwarnung“ gibt hingegen Peter Pilz. Weil „maximal zehn bis 15 Prozent“ der
Gegengeschäfte „real“ seien, meint der grüne Ex-Vorsitzende des U-Ausschusses,
falle „kein wirtschaftlicher Schaden“ an. An Darabos lässt Pilz trotzdem kein
gutes Haar: „Er weiß nicht, was er selbst ausgehandelt hat. Darabos wird zu
einer Bedrohung für die Republik.“
Rot, Grün und Blau vermuten schon lange Tricksereien bei den Gegengeschäften.
Wirtschaftsbosse wie Hannes Androsch (Flugzeugzulieferer FACC) oder Stefan
Pierer (Luftfahrtausrüster Pankl) zeigten sich in der Vergangenheit befremdet,
als ihre Unternehmen auf der offiziellen Liste der Eurofighter-Profiteure
auftauchten: Die Geschäfte wären auch ohne den Abfangjäger-Deal zustande
gekommen. Der Unternehmer Christoph Prinz, dessen „Flugzeuge Aviation Software“
ein Projekt für die EADS-Tochter Airbus abwickelte, erzählte im Ausschuss, dass
ihn EADS-Vertreter „immer schärfer“ aufgefordert hätten, Gegengeschäfte zu
bestätigen, obwohl sein Auftrag nichts mit dem Eurofighter zu tun gehabt habe.
Der Wiener Anwalt Karl Newole ist davon überzeugt, dass die
Gegengeschäftsvereinbarung der Republik den geltenden EU-Grundsätzen des freien
Wettbewerbs widerspricht und hat eine Sachverhaltsdarstellung an die Kommission
geschickt. „Der aktuelle Streit zwischen Bartenstein und Darabos ist skurril, da
es nun darum geht, ob man mehr oder weniger rechtswidrig handelt“, meint er.
„Bildlich ausgedrückt: Man streitet sich darüber, ob man zehnmal oder nur
achtmal bei Rot über die Kreuzung fährt.“
Brüssel wird voraussichtlich bis Ende September entscheiden, ob ein
Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich eingeleitet wird.
11.08.2007
Ministerstreit um Eurofighter-Deal eskaliert
Bartenstein-Attacke nach Kürzung der Gegengeschäfte; Darabos: Habe Regierung
nicht belogen.
Seit der Bekanntgabe von Eurofighter, den Umfang der Gegengeschäfte in
Österreich zu kürzen, rumort es in der heimischen Innenpolitik.
SPÖ-Verteidigungsminister Norbert Darabos steht im Kreuzfeuer der ÖVP. Am
Freitag rückte er zum Gegenschlag aus und warf Wirtschaftsminister Martin
Bartenstein (ÖVP) vor, den die Reduktion betreffenden Passus im
Eurofighter-Vertrag selbst ausgehandelt zu haben. Überdies habe er von der
ganzen Diskussion "die Nase voll", grollte Darabos im ORF-Radio.
Bartenstein lässt diese Angriffe nicht auf sich sitzen: Er kritisierte, dass
Darabos den Ministerrat über die Auswirkungen der Eurofighter-Reduktion falsch
informiert habe. So soll Darabos im Ministerrat behauptet haben, dass die
Gegengeschäfte unverändert bleiben. Bartenstein fordert nun eine Erklärung vom
Verteidigungsminister, wie es zu dieser Fehlinformation kommen konnte. Ob er die
Regierung belogen habe, wurde Darabos am Freitag in der ZiB 2 gefragt. "Nein,
auf keinen Fall", sagte Darabos.
Schlechte Kunde für Darabos kommt aber auch von Expertenseite: So rechnete der
Volkswirtschaftsprofessor Friedrich Schneider in einer Studie vor, dass die
Verringerung der Eurofighter-Gegengeschäfte mit Steuerausfällen verbunden sind.
Geht man von einer Verminderung der Gegengeschäfte um 800 Millionen Euro aus, so
drohe ein Steuerausfall von 197 Millionen Euro für die Republik.
Um wie viel sich die Summe der Gegengeschäfte wirklich verringert, ist aber
weiter unklar. Darabos will das nicht beziffern. Es würde "aber etwas weniger"
Gegengeschäfte geben. Laut dem ursprünglichen Vertrag ist die Summe der
Gegengeschäfte jedenfalls doppelt so hoch wie der Kaufpreis für die Eurofighter
- also vier Milliarden Euro. Minister Darabos sprach immer von 400 Millionen
Euro Einsparungen durch seinen Flieger-Deal, so gesehen müssten auch die
Gegengeschäfte um 800 Millionen Euro reduziert werden. Allerdings dürfte Darabos
dabei bereits Ersparnisse durch den Fliegerbetrieb einberechnet haben, für die
Gegengeschäfte ist jedoch nur der Fliegerkaufpreis relevant. Nach bisher
kolportierten Zahlen liegt hier die Ersparnis durch die Reduktion der
Fliegerzahl von 18 auf 15 Stück bei 250 Millionen Euro. Demnach müssten die
Gegengeschäfte doch nur um 500 Millionen Euro reduziert werden.
Betroffene Firmen gelassen
Bisher wurden 890 Millionen Euro an Eurofighter-Gegengeschäften verbucht. Die
Firmen geben sich trotz der jüngste Entwicklung gelassen. Man habe "keine
Befürchtungen", sagte Walter Stephan, Geschäftsführer von FACC. Seine Firma habe
langfristige Aufträge, die nicht betroffen seien. Pankl-Vorstand Plasser
erwartet sich durch die Reduktion der Gegengeschäfte "relativ marginale
Auswirkungen".

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