Der Karner bei der Stadtpfarrkirche

 

Der Karner ist ohne Zweifel ein Juwel der spätromanischen Baukunst in ganz Europa, das auch in der kunsthistorischen Literatur höchsten Stellenwert genießt.

 

Das berühmte Bauwerk ist etwa 1240/50, wahrscheinlich im Auftrag des letzten Babenbergerherzogs Friedrich II., von einer normannischen Bauhütte errichtet worden, welche zuvor in Jak in Westungarn tätig war (dort steht das fast identische Trichterportal) und 1241 vor dem Mongolensturm in Österreich Zuflucht gesucht hatte. Das Untergeschoß des Karners diente bis 1785 als Beinhaus für die exhumierten Gebeine des Friedhofs, der die Stadtpfarrkirche umgab.

Sein Obergeschoß ist eigentlich eine Friedhofskapelle, in die man über die nach ursprünglicher Ausführung im viertelbogen wiederhergestellte Freitreppe hinaufgeht und die man durch das prachtvolle romanische Trichterportal betritt. Die Apsis ist zwar nach Osten gerichtet, das Portal jedoch nach Nordwesten verschwenkt, offenbar in Richtung des damals noch verwendeten Südtores des Römerlagers, da zur Bauzeit der gotische Hochchor der Stadtpfarrkirche noch nicht bestand. Der Grundriss des Karners ist 11-eckig, eine Form, die offenbar auf einen Sakralbau in Jerusalem zurückgeht.

Besichtigung: Im Sommer von 7.30 Uhr - 19.30 Uhr. Zu allen anderen Zeiten nur gegen Voranmeldung im Pfarramt St. Stephan, Wiener Straße 20 (Tel. 02272/62338)


Text: tulln.at
 

Foto: Mydza