Mein 2. Boot (Grundüberholung)

 

Da ich das Boot im November 1996 erwarb und gleich mit der Arbeit beginnen wollte, war ich froh, in einer Flugzeughalle am Wochenende arbeiten zu dürfen, da es um diese Jahreszeit schon ziemlich kalt war.

 

In dieser Halle waren 20 Hubschrauber, die ich als Techniker mitzuverantworten hatte. Da mussten natürlich einige Schutzvorrichtungen hergestellt werden.

 

Jeden Sonntagabend musste ich mit dem Boot aus der Halle raus, da es sonst unsere Wartungsarbeiten behindert hätte.

Als ich in den doppelten Kabinenboden ein Probeloch bohrte, kam mir gleich eine stinkende Brühe entgegen. Das gleiche passierte mir mit der Türschwelle. So musste ich die beiden Stauräume und den Kabinenboden samt Türschwelle entfernen, den Untergrund sanieren und wieder alles neu anfertigen. Als Holz verwendete ich wasserfest verleimtes Sperrholz, dieses wurde mit drei Lagen Glasfasergewebe überzogen.

Die Versteifungsholme in der Bilge waren alles andere als gerade. Zwei waren geknickt, einige waren verzogen. So fertigte ich die beiden Holme neu an und die anderen wurden restauriert.

Das Boot war für 70 PS zugelassen, jedoch mit einem 110 PS starken Motor betrieben. Das wäre eigentlich kein Problem, wenn man mit entsprechendem Gefühl fährt, jedoch die beschädigten Holme lassen auf eine gefühllose Fahrweise schließen.

Da schon der Kabinenboden und die Türschwelle zerstört waren, musste ich mir natürlich auch das Heck ansehen. Ich hatte diesen Zustand erwartet.

 

Später hatte ich erfahren, dass das Boot über Winter offen im Freien abgestellt war . Schnee, Schmelzwasser und Eis dürften für die Beschädigungen verantwortlich sein.

Die alten 5/8 Staffeln wurden entfernt, dabei schaute ich mir an, wie diese eingearbeitet waren. Mit diesem Wissen konnte ich die neuen Staffeln einlaminieren.

Da ich den Motor, wie bei meinem ersten Boot, nicht jedes Mal abbauen wollte, arbeitete ich gleich die Motorbefestigung mit ein. Dazu verwendete ich Wasserhahnverlängerungen, denn die gibt es in verschiedenen Längen, haben eine starke Außenwand und sind dazu noch aus Messing. Mein neuer Motor sollte mit vier Nirostagewindestangen befestigt werden. Diese Gewindestangen hätten mir die Holzlöcher im Laufe der Zeit beschädigt, so kam ich auf die Idee, Wasserhahnverlängerungen zu verwenden. Das Messing beschädigt auch nicht die Gewindestangen.

Um diese Wasserhahnverlängerungen auch dicht einlaminieren zu können, habe ich mittels Drehbank in jedes Element einige Nuten eingefügt.

Das Heck habe ich bei dieser Gelegenheit umgebaut. Original war es als "Wanne" konzipiert, an deren Rückwand man den Motor befestigen konnte.  In der alten Rückwand waren zwei Rohre mit einem Durchmesser von 1 Zoll integriert, die zur Entwässerung dienten. Jedoch war diese "Wanne" ein reiner Schmutzfänger- wie ein Komposthaufen, in dem sich Laub, kleine Äste und Sand ansammeln können.

 

So führte ich die Oberseite des Hecks schräg nach hinten, um eine leichtere Selbstreinigung zu ermöglichen.

Die alten Aluminium-Handgriffe entfernte ich und verschloss die Bohrlöcher. Später wurden aus Niro neue Griffstangen montiert, um die Solarpaneelen zu tragen.

Nach der Lackierung montierte ich einen Elektromotor 24 Volt, 800 Watt. Jedoch hatte dieser Motortyp keine geeigneten Montagepunkte. So fertigte ich eine neue Aufhängung an, wobei die Ausklinksicherung genau nachgebaut wurde.

 

Die Verschraubung des Motors ist so ausgeführt, dass er nur schwer mit Spezialwerkzeug abmontiert werden kann, zusätzlich brachte ich Schraubensicherungen an.

Im folgenden Sommer (1997) war das Boot mit neuer Lackierung fürs Erste fertig. Ein Jahr später hatte ich meinen 50. Geburtstag, zu dem ich viele Geschenke bekam, die für mein Boot bestimmt waren. So konnte ich nach der Sommersaison mit dem weiteren Ausbau des Achterdecks beginnen. Stauräume und Kästchen für Geschirr, Werkzeug und sonstige Ausrüstung wurden angefertigt. Im Sommer gibt es natürlich auch das Problem mit richtig temperierten Getränken und Fleisch bzw. Wurstwaren. So leistete ich mir einen Kältekompressor, den ich mit der 12 Voltanlage betreiben konnte. Der Führersitz wurde einfach auf den Deckel der Kühltruhe geschraubt. Das hatte den Vorteil, dass der vorhandene Platz unter dem Sitz voll genutzt wurde.

Das Achterdeck wurde bei schlechtem Wetter mit einer Plane, unter der man auch sitzen konnte, zugedeckt. Leider war diese Plane nicht ganz "waldvierteltauglich".  Es tropfte zeitweise in das Boot.

 

 

Im Jahr 2002 beschloss ich ein fixes Dach zu bauen.

 

Als Designhilfe scannte ich mir ein Foto des Bootes ein, und versuchte, am Computer eine entsprechende Form des Daches und dessen Träger zu finden.

Als Tragwerk verwendete ich 100 x 20 mm Aluminiumlatten, wie sie auf jedem Baumarkt erhältlich sind. Zunächst wurde ein eigener Holm für die Windschutzscheibe aus Flachaluminium angefertigt und an den Kabinenseitenwänden und am Originalholm der Windschutzscheibe verschraubt. Somit kann auch die Windschutzscheibe ausgebaut werden, ohne dass das Tragwerk an Festigkeit verliert.

Die rückwärtigen Streben sollten eine leichte A-Stellung aufweisen, um die Stabilität zu erhöhen. Dazu musste ich erst einmal das Boot nivellieren (in die Waage bringen). Die Streben wurden ca. 3 cm an der Unterseite aus dem Lot gebracht. Dieses ergab wieder jenen Winkel, der für den Zuschnitt der rückwärtigen waagrechten Strebe wichtig war.

Das Tragwerk wurde mit der vorderen Strebe mittels 3 mm Schrauben geheftet. In die beiden senkrechten Streben wurden Aluplatten eingeschweißt und je zwei M6 Gewinde geschnitten und mit dem Rumpf verschraubt.

Nun mussten noch die beiden Seitenwände parallel gerichtet werden. Dazu verwendete ich eine Holzfaserplatte als Schablone, die im rechten Winkel auf einer Plattenschneidmaschine geschnitten wurde. Diese Holfaserplatte hatte ich, mittels Spanngurt, zwischen die Seitenwände gespannt, um diese parallel zu richten. Nachdem das Ganze eingerichtet war, wurden die Teile mit 4 mm Schrauben "geheftet". Jetzt konnten die rückwärtige waagrechte Strebe und das ganze Tragwerk verschweißt werden. Überzogen wurde das Traggestell mit Glasfaser und danach lackiert.

 

Das Dach wurde aus 3 mm Pappelsperrholz und 1 cm dicken Sperrholzstreben angefertigt. Mit drei Lagen Glasfasergewebe innen und außen, konnte die gewünschte Festigkeit hergestellt werden. Als Festigkeitsprüfung bin ich mit meinen 85 kg am Dach spazieren gegangen.

Zu dieser Zeit hatte ich noch immer drei Solarpaneelen ( 3 mal 60 Watt) für die Stromversorgung zur Verfügung. Ich konnte nur kurze Strecken fahren, um wieder zurück zu kommen. Eine längere Ausfahrt hatte zur Folge, dass sich meine Batteriekapazität (zwei mal 200 A) während eines ganzen Sommers am Tiefpunkt befand. Das neue Dach gab mir jetzt die Möglichkeit, zusätzliche Solarzellen zu montieren. Die bestehende Aluminiumkonstruktion für das neue Dach ist innen hohl. Somit konnte ich die Verkabelung von den vier neuen Solarpaneelen zum Bordnetz über den Hohlraum herstellen. Lautsprecherkabel (Silikonkabel) mit einem Querschnitt von 10 mm2 schienen mir als geeignet. Nach Austausch des Ladereglers (20A) bekam ich erstmals genug Ladestrom.

Nachdem das Dach fertig war, ließ ich mir noch drei Stück Planen (links, rechts und rückwärts) mit Fenstern anfertigen, um das Boot zu verschließen.

 

Als ich das Boot mit dem neuen Dach in das Wasser slipte, musste ich noch den Schwerpunkt überprüfen. Dazu schaukelte ich das Boot im flachen Wassern über 45 Grad. Es stellte sich wieder von alleine auf. Mit dieser Erkenntnis bin ich dann seitlich in die Wellen des großen Ausflugsbootes gefahren, dass am Ottensteiner Stausee fährt. Auch hier zeigte sich das Boot gutmütig.

 

Wenn mich jetzt unterwegs einmal das schlechte Wetter erwischt, so habe ich kein Problem mehr.

 

2004 bin ich in einen bösen Sturm geraten, wo es Wellen mit über einen Meter gegeben hat. Mit Rückenwind hatte ich eine ordentliche Speed. Das Anlegen war etwas schwierig. Als ich das Boot mittels Leine zur Boje bringen wollte, stellte es sich durch die Wellen senkrecht auf und neigte sich wieder senkrecht. Da glaubte ich wirklich, jetzt ist das Boot verloren. Siehe da, es war wieder zu sehen und es gelang mir, es in den Wind zu drehen. Als meine Frau und ich von unserem Anlegeplatz zum Wohnwagen gingen, kam uns noch eine kleine Mure entgegen, der wir ausweichen konnten. Trotz Sturm, Hagel und Regen ergaben sich am nächsten Tag, als sich das Wetter beruhigt hatte, keine Probleme an Bord.